Zur Winterzeit war uns stets heilige Zeit.
Immer schon, seit wir den besinnlichen Tagen des Advent entgegen sahen, die uns an den Tisch der innigen Gemeinsamkeit brachten. Bastelabende im Engelsgeflüster mit Goldpapier und Glitzerfunkeln, herbe Männchen, Weibchen und allerlei Tiere aus Kastanien und Eicheln, die kleinen Künstlerseelen werkelten fleißig unter Anleitung der Eltern, der Omas und Opas.
Viele lange Wintertage bis zum Heiligabend wurden durch die Sonntage verschönt. Kerze für Kerze erleuchten bis in die heutigen Tage alles ungeduldige Warten auf den Nicolaus, den Weihnachtsmann und manche Weihnachtsfrau die uns die schönsten Geschenke bringen. Eifrigen überaus bemehlten Backlieseln und Buben wurden von den Müttern in den Küchen die Förmchen hervorgeholt, um dann am Vorabend mit den gebackenen Halbmonden, den Sternen und Herzen den hohen Tannenbaum zu schmücken, den der Vater von Schnee befreit und zugerichtet in der Wohnstube aufgestellt hatte. Und dann läutete bald auch ein Glöckchen, erklang leise Musik und sangen alle zusammen die schönsten Lieder zu dieser Zeit.
Und heute?
Damals wie heute hat sich kaum etwas geändert. Der fast echte, ökologische Tannenbaum ist aus Plastik, die honigfarbenen Kekse am Baum sind aus der Konditorei oder Fabrikation, die teuren Kerzen aus Erdöl sind erstaunlich günstig geworden, wo sie einst aus Bienenwachs doch kaum erschwinglich waren. Die Bastelabende sind vielfach dem aktuellen Gesellschaftsspiel in der Runde gewichen, und am gemeinsamen Tisch fehlen nach wenigen Stunden bereits der ältere Sohn und die Tochter der einst alltäglich familiären Komplettierung. Sie finden solche Abende anstrengend und überhaupt die ganze Vorweihnachtszeit viel zu konsumorientiert, wie schon unsere Jugend vor ihnen sich auf neue Wege besann. Und dennoch ist die Freude über ein kleines Geschenk groß geblieben. Und über ein besonders Großes wird nicht nachgedacht.
Viel Bedeutendes, gleichwie viel doch Unbedeutendes wird sich immer ändern mit den Lebensjahren, und doch etwas bleiben über alle Zeit, sobald wir uns wieder auf Vergangenes besinnen. Dann sind wir still zur Nacht und andächtig, vieleicht auch melancholisch und freuen wir uns dennoch auf die Neuzeit, den Neubeginn mit jedem neuen Jahr, welches uns einst Jesus und seine Kirche unter göttliche Aufsicht gestellt hat. In seiner Liebe, die alles lichtern durchdringt und die einen jeden berührt.
Ihnen fröhliche Feiertage,
Und besuchen sie mal wieder ihre alten Eltern
Andreas H. Scheibner