Frieden und .., Frieden und ..,

Zum Frieden 2012 im September

Bilder zwischen Oxident und Orient

»Guten Abend, Gut Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlupf schnell unter die Deck. Morgen früh denn, so Gott will, wirst Du wieder geweckt.«
Auf die mit großen Augen geäußerte Frage hin,
»Mutti, was heißt mit Näglein bestickt?«, werden nur noch sehr wenige Mütter die richtige Antwort wissen. Und sich die modernen Mütter fragen was dieses alte bekannte Volkslied, einst von Johannes Brahms vertont und von dem Dichter Clemens von Brentano aufgeschrieben, heute für einen Sinn macht, denn es fehlt zur Bedeutung des einzelnen Wortes mittlerweile der Zusammenhang der alten Worte, die einen Sinn des Ganzen und Gedachten im ständigen sich wiederholenden Lebenslauf ergeben. Altdeutsch sind diese Nägelein kleine weiße Nelkenblumen im Hochzeitskleid der Brautleute sowie im Grabgesteck.
'Mögest Du mit Rosen bedacht zum Altar geleitet werden, und glücklich sein, bis Du und zum Ende deines langen Lebens mit weißen Nelken im Gesteck verabschiedet bist.'

Mit der Erklärung zur Frage bekommt unser Musterkind zum ersten Baustein des morgendlichen Tagesbeginns erweckt, und dem Gutenachtwunsch und Segen der Mutter, einen weiteren hinzu. Wie die Normalität legt es diesen Stein auf die schon bestehenden Holzsteine zu einem Türmchen. Von dem es gedanklich weit voraus blicken kann. Zudem hat es in diesem Moment gelernt, wie Bausteine übereinander ein Türmchen ergeben.
Und nennt es dieses Gebilde fortan Zukunft, wie es ihm auch mit Blick vom Schlösschenturm gesagt wurde. Im Laufe des Lebens um viele andere Bestandteile erweitert, wird dieser erste Baustein immer sein Baustein bleiben, sich aber in der Logik des Verstandes stets wieder zum Türmchen erweitern können. Doch von hier an wird es schwieriger mit den Erbauungen.
Denn nicht alle Türme bestehen aus den gleichen Bausteinen, lernt der Mensch des späteren. Auch haben nicht alle Burgen, die errichtet werden können einen Turm. Ebenso wie ein Mensch hinzu hinzulernt und er versteht, nicht alle Menschen sind gleich, und ebenfalls sind nicht alle Menschen ehrlich zu ihm. Selbst wenn sie aus der gleichen Region stammen und die gleichen Lieder singen, haben sie doch ganz andere Bausteine in sich zum Türmchen gebaut, die aus einem anderen Elternhaus, einer Kindheit und anderen Erfahrungen bestehen.
Des Weiteren sind im Gebäude des Verstandes die eigenen Gebilde der Bausteine zu eigen, hübsch verpackte Geschenke der Eltern und Vorfahren und mit ihnen in den vererbten Eigenschaften zum Naturell.

Nach den ersten Übungen, die bereits in den Schulen geübt werden, ist es in den Folgen des Lebens im selbstständigen Denken möglich die gelernten, logischen Bausteine des Lebens in eine eigene sinnvolle Gebrauchslogik zu bringen. Die in den selbst erlebten Erfahrungen dann erprobt werden und mit weiteren ergänzt werden. Besonders in den Erlebnissen mit ihnen, in denen ein Vergleich möglich wird im Ergebnis. Aber, und dies ist die natürliche Verhaltensweise, unabhängig der überlegten Verstandeslogik kann sich der Mensch immer wieder auf die errichteten Türmchen der Kindheit besinnen, und diese in zur weiteren Perspektive ergänzen oder gar verwerfen. Darum ist es so wichtig was wir den Kindern mitgeben in ihr Leben. Und haben wir in frühen Jahren heute Lernspielzeug und Spiele in der Gemeinschaft die unser eigenes Denken und Knobeln anregen.

Schwieriger wird das Leben für uns wiederum nur in der Verschleierung der einzelnen Bestandteile, wie sie unweigerlich aufkommen in den Erzählungen, die zur Wahrheit mit Fantasie ausgeschmückt wurden. In den Berichten, die mit Zeichnungen und Malereien versehen wurden. In den Ergänzungen und Beifügungen, wie sie von Menschen eben zudem erlogen werden können. In den Abwandlungen nach Jahr und Tag, den fehlenden Nuancen und hinzugefügten Bestandteilen durch viele Beteiligte, in den Kürzungen und Übersetzungen die eine stetige Veränderung bewirken. In den Auslegungen und Anpassungen, wie sie im Gange der eigenen Entwicklung aber auch erforderlich werden, in den Veränderungen mit dem Fortgang der Entwicklung des Menschen. An sein vermehrtes Verstehen, in der Menge an Information, diese für sich zu filtern und zu erkunden. Zu lernen sie für richtig und dazu ebenso wichtig anzusehen, oder nur für nichtig zu erachten.

So werden im Beispiel die aufgerichteten Türmchen der Bausteine mit Rundbögen ergänzt und bekommen sie einen Erker hinzu oder einen Dachstuhl. Dann heißt es zu erkunden und zu studieren, um nach einer der wahrscheinlichsten Wahrheiten zu forschen und aus dem entstandenen Mythos die Wirklichkeit der Bausteine auch zur Theologie, in der Philosophie seines Lebens zu finden. Aus der Erzählung, dem biblischen Mythos der Episode im Tempel in Jerusalem zum Beispiel, in dem Jesus die Tische der Geldwechsler umwarf und ein Begleiter mit dem Schwert einem Bewacher ein Ohr abhieb, wurde in seiner Mißachtung der bezahlten und käuflichen Predigerdienste nicht nur die spätere Reformation begründet, sondern gedieh auch eine generelle Frage des Kapitalismus zur Frage nach der Moral des Geldes. In der Fraglichkeit nach dem anstandsgemäßen Erwerb und dem angewandten Nutzen.
Mit der Zeit wurde Teilhabe am Entstehen etwaiger Reichtümer zur Frage, wie man dazu kommt und was man mit seinem Vermögen macht, und folgend im Maßstab auch der entstehende Wohlstand in Staat und Gesellschaft, die unter anderem auch zur eigenen weiteren Entwicklung der Türmchen im Bau zu Babel die Bildung ihres Volkes fördern.

A.H.S.