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Rosengewächse



Eigentlich sind Rosen immer beliebt. Vom holden Knaben der sich an ihnen stach, der schönen Maid, die es dann in der hohen Freud nicht hat gelitten, bis zu den Blüten im Früchtetee. Unsere Wildrosen entlang den Hecken im Garten haben getrieben, was die Sommersonne ihnen versprach. Und nun duftet es zeitlich überall.
Unser Apfelbaum, der Spätblühende, ist übrigens auch solch ein Rosengewächs. Gehört er botanisch ebenso zu den essbaren Früchten, wie die beliebten Hagebutten, die einst von ganz weit her zu uns gelangten und nun die herbstliche Marmelade bereiten. Die Römer haben sie uns mitgebracht, von den Erkundungen auf der Pirsch bis hinüber nach Vorderindien. Damals waren die fruchtigen Äpfel allerdings nur so groß wie unsere dicksten Pflaumen heute sind.

Von einer Kirche war da noch nichts zu sehen in der Verfolgung der Christen, hatten aber die Römer ihre Götter mit sich im Gepäck und den duftig-süßlichen, herben-fruchtigen, oft noch unreifen Malus Domestica. Den es mit den Kulturen einst in über zweihundert Geschmacksrichtungen gab.
Es gedieh der Apfelmost und Fruchtwein ebensogut wie der begehrte Blütenhonig. Heute scheint es mir, gibt es zur Auslage nur noch die Richtungen 'mattwässrich bis süßsauer' in zwei Farben 'grüngelb und rotwangig', in klingenden Namen wie MarieLuise oder Jonagold, die dann nach wenigen Tagen der Ernte schon 'runzelgelb und trockendürr' sind.
Einst hochgepriesen von der Geistlichkeit, brachte der kräftig hüpfende Adamsapfel hinter den Stadtmauern einen Edelmann bisweilen empor bis zum Kaiserapfel und der übliche Zankapfel im Streit um ein Erbe manchen Vater in ein frühes Grab.
Zumeist fällt auch heute ein Apfel nicht weit vom Stamm, wie es jeder gereifte Apfelessig immer wieder feststellen wird, und ließ Martin Luther vor dem verheissenen Weltuntergang noch schnell ein Apfelbäumchen pflanzen. Denn man konnte ja nicht wissen, wenn auch schon ahnen, was dann dreizig Jahre Krieg überdauern sollte.
War ihr Mann wieder unterwegs zu den Predigten, buck die Mutter Katharina von Bora -Luther zudem für die Reise nach Eisleben noch ein fruchtiges Reförmchen mit Naturliebe, mit den Zutaten aus ihrem angelegten Garten hinter dem Haus. Sollten sich daran ihre Kindlein laben können. Zur Winterzeit gab es dann aus der Kälte heimgekehrt für den Papa ab und an einen weiteren, süßen gewickelten Bratapfel.

Auch die Medizin verspricht uns eine gesunde Kost mit den echten Äpfeln, die einst in ferne Weltländer exportiert, wiederum zu uns gelangen. Denn mit nur einem frischen Apfel zum Tage ist die Nato kernig in Polen und im Gehege der Grenzen ein ganzes Jahr lang motiviert die jungen Apfelplantagen zu bewachen. Und zur hohen Seefahrt über Monate ohne Aussicht auf frische Kost und klares Süßwasser fuhr kein Seemann ohne einen Blick in die Fässer mit den gelagerten Äpfeln getan zu haben. Denn der Skorbut war mehr noch gefürchtet als der Teufel und Klabautermann selbst.
Mit den Inhaltsstoffen und Vitaminen eines herbsüßen Apfels, dem Pektin für den geregelten Stuhlgang, und dem frischen, geriebenen Apfel gegen! den flotten Durchmarsch. Dem säuerlichen, süssen Apfelbrei, mit dem es sich im ersten Plappern des Kindes übte und der Spinat darüber verschmäht wurde, kann wunderbar doch eine Babywindel duften, bis dann die Farben wechseln.
Duftete die Erinnerung an die Dachstube im Hofe aus den gelagerten Apfelstiegen des Winterapfels unwiderstehlich und verlockend wie die Venusäpfel meiner ersten Liebe, gab es bald darauf einen gedeckten Apfelkuchen in der Bäckerei und manch eine knusprige Apfeltasche.
In den Generationen sucht sich ganz natürlich, und stets der eigenen Nase nach, ganz selbstverständlich eine holde Jungfrau ihren Zukünftigen nach ihrem Dufterlebnis aus. Welch mit kräftigen Schultern ein junger Mann um sich verbreitet. Nun denn, es ist Marktzeit in der Stadt zum Tage und die Äpfel sind wieder reif.

Seid darum guter Dinge, die ihr mit allem was Freude bereitet, unter freundlichem Himmelsblau, doch vor allem, 'Bleibt friedlich.'

Andreas H. Scheibner